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HTH-Bausatzwettbewerb mit A&D Audio
Selbstbauer können einsenden, vorstellen und gewinnen !
Bauvorschlag 4 : "Horntop" von Frank Grützenbach
1.) Projektzielstellung, Motivation
Für eine PA Anlage mit mehreren Basshörnern
benötigte ich noch brauchbare Topteile,
die bei dem Schalldruck der Bässe mithalten
können sollten.
Ich entschied mich auch wiederum, das
ganze mit Hörnern zu realisieren.
Die Topteile sollten jedoch möglichst
günstig, und, mangels Zeit, schnell
und einfach zu konstruieren sein.
Deshalb ist die Konstruktion nicht
überaus professionell, kann dafür aber
auch von weniger Erfahrenen und mit
einfachen Werkzeugen hergestellt werden.
Es erfordert allerdings dennoch ein
wenig Geschick.
2.) Chassisauswahl
Für den Tiefmittelton habe ich zwei
Eminence-Beta-8 gewählt, und als Hochton-
einheit kommt der A&D Audio D51 mit Horn
HL-607 zum Einsatz. Dieser trägt maßgeblich
zum guten Klang dieser Lautsprecherbox
bei. Eine glückliche Fügung ist zudem,
dass man ihn schon ab 1.5 kHz einsetzen
kann, wovon ich bei diesem Projekt Gebrauch
gemacht habe, nachdem ich feststellen
musste, dass der Tiefmittelton nicht
jenseits dieser Grenze brauchbar ist.
Das liegt wohl auch daran, dass ich
keine Phase Plugs verwendet habe, welche
aber wiederum alles andere als einfach
herzustellen wären.
3.) Gehäusebau
Da ich es kostenmäßig niedrig halten wollte,
habe ich mich beim Gehäuse für billige Materialien
entschieden. Wer edleres Holz verwenden möchte,
der soll es nur tun...
Ich habe leider keine Zeit mehr geschweige denn
eine Software, um alle Teile technisch korrekt zu
zeichnen, deshalb werde ich es mit Maßangaben
und Bildern erklären.
Zuerst die Zuschnittliste (1 Box):
19mm Rohspan:
16mm Rohspan:
- Boden/Deckel: 67,0 x 62,4 (2 Stück)
- Schallwand: 22,0 x 60,4
- äußere Seitenwände: 60,4 x 70,5
Gehrung 18° auf Kante der Länge 60,4;
nach innen abgeschrägt (2 Stück)
- Kontur-Querstreben Mitte: 55,0 x 56,0 (2 Stück)
- Kontur-Querstreben oben/unten: 56,0 x 56,0 (2 Stück)
12mm MDF:
- Hochtonhorn Montagestücke: 11,2 x 2,0 (2 Stück)
- seitl. Schienen zur Montage des Gitters: 10,0 x 60,4 (2 Stück)
3mm Hartfaserplatte MDF (beidseitig glatt):
- Kurvenflächen: 63,4 x 60,4 (2 Stück)
Zusätzlich benötigte Materialien:
- Bauschaum
- Silikon
- Dichtungsband
Aufbau:
Kontur-Querstreben Mitte mit Linien im Abstand
von 5cm versehen (parallel zur kürzeren Kante).
Kontur-Querstreben oben/unten mit Linien im
Abstand 5,1 cm versehen, es ergeben sich Linien
bei
0 / 5,1 / 10,2 / 15,3 / 20,4 / 25,5 /
30,5 / 35,6 / 40,7 / 45,8 / 50,9 / 56.
Jetzt die Linien im Abstand vom Rand jeweils
schneiden, der in folgender Tabelle angegeben
wird. Dabei nicht vergessen, dass die Kanten
ja auch Linien darstellen !:
23 / 23,3 / 23,3 / 23,1 / 22,7 / 22 / 21
/ 19,4 / 17,1 / 13,6 / 8,2 / 0.
Als nächstes die Schnittpunkte auf jeder Seite
mathematisch korrekt geschwungen mit Hand interpolieren
und entlang der Kurve sägen.
Bei den Kontur-Querstreben Mitte vorne zentriert
ein zwei cm tiefes und 20 cm breites Stück herausschneiden.
Dann diese beiden Teile mittels der Hochton-Montagstücke
miteinander verschrauben.
Das ganze ist ersteinmal noch ziemlich wackelig, gewinnt
aber in den nächsten Bearbeitungsschritten an Stabilität.
Die Schallwand gemäß Zeichnung zurechtsägen.
Genau in die Mitte zwischen den beiden rechteckigen
Ausschnitten ein Loch Bohren, durch das später das
Kabel für den Hochton gelegt wird.
Nun die dünneren Enden der Querstreben (die nun vorne zusammen
hängen) bündig mit den Kanten der Schallwandausschnitte
auf die Schallwand schrauben. Siehe dazu auch obiges Bild.
Jetzt werden die Hartfaserplatten montiert. Dazu das bisherige
Konstrukt auf die Seite legen. Hartfaserplatte bündig an
der Schallwand ausrichten, vorsichtig und kräftig
in die Kurvenform drücken. Dann ein paar cm von der
Schallwand entfernt die ersten Löcher durch die Platte
und in die Querstreben bohren und dann verschrauben.
Auf diese Weise Schritt für Schritt fortfahren, bis
man vorne an der breiten Seite angekommen ist.
Bei Span kann es hier passieren, dass die Querstreben
am äußersten Ende abbröckeln, was aber die Funktion nicht
beeinträchtigt. Zudem muss man hier gut aufpassen, dass
man beim Bohren auch tatsächlich die Querstrebe trifft.
Das Horn HL-607 nehmen und vorne von den Querstreben nocheinmal
mehr heraussägen, so dass das Horn genug Platz hat um
später montiert zu werden.
Nun die Kontur-Querstreben oben/unten montieren, diese
werden schräg montiert, von der Schallwandöffnung bis
runter in die Ecken der nun schon montierten Hartfaserplatten.
Der "Kern" der Konstruktion ist jetzt fast fertig.
Als nächstes sollte man schon einmal das Innere
mit Farbe nach Belieben einsprühen und nach dem Trocknen
mit Silikon die Fugen in den schallführenden Bereichen
abdichten.
Jetzt geht es daran, diese innere Konstruktion zu verkleiden.
Dazu sollte man als erstes die beiden Beta 8 genau mittig
vor die Schallwandausschnitte montieren, da dies in einem
späteren Stadium zu fummelig wäre. Auch das Kabel für
den Hochton sollte schon gelegt werden, das Loch abgedichtet,
der Treiber angeklemmt und samt Horn vorne montiert werden.
In dieser Form ist die Konstruktion schon funktionell, obwohl
hinten noch offen.
Aber es soll nun ans Verkleiden gegangen werden.
Dazu montiert man den "Kern" auf die Bodenplatte, und
zwar so, dass vorne 1 cm Rand bleibt und hinten von
der Schallwand bis zum Ende der Bodenplatte 9,4 cm.
Dann werden die äußeren Seitenwände angeschraubt
(Schrauben reicht von der Stabilität, und so kann die Box
später für den Wechsel eines defekten Lautsprechers leichter
geöffnet werden), und zwar bündig links und rechts an die
Schallwand, mit den Gehrungen nach hinten bündig zur Kante
der Bodenplatte, und mit dem anderen Ende vorne in die Ecken
der Bodenplatte. Hier bleibt ein Abstand zum "Kern",
und vorne leicht überstehenden Enden der Seitenwände sollten
später abgeschliffen werden. Die Schallwand ist
nicht auf Gehrung geschnitten, was aber nichts macht,
da später die Rückkammer mit Silikon ausgefugt wird.
Nun noch die seitlichen Schienen zur Montage des
Gitters anbringen, und zwar vorne auf der Innenseite
der Seitenwände.
Jetzt werden die Hohlräume zwischen den äußeren Seitenwänden
und den Hartfaserplatten zur Stabilisierung mit
Bauschaum aufgefüllt. Dabei sollte man die Kraft
des Schaumes nicht unterschätzen sondern Schicht für
Schicht ausschäumen und das Konstrukt zusätzlich
provisorisch versteifen, damit es nicht auseinander-
gedrückt wird. Schalengriffe sollten *vor* der Ausschäumung
angebracht werden.
Wenn alles ausgeschäumt und ausgehärtet ist kann der
Deckel angeschraubt werden, überstehende dreieckige
Reste abgesägt und die Rückplatte abgedichtet montiert werden.
Nicht vergessen, die Rückkammer auszufugen !
Die Gestaltung bzgl. der Griffe, vom Stativflansch,
des Frontgitters oder der Standfüße ist jedem selber überlassen.
Die Hartfaserplatten werden vorne im Bereich zwischen
den stützenden Brettern etwas einhängen, das kann man
durch Anschrauben an die Seitenwände korrigieren.
4.) Entwicklung der Frequenzweiche
Da ich nicht über professionelles Messwerkzeug
verfüge, dafür aber einige Erfahrung mit Abmischen
von Musik, habe ich mich beim Abstimmen von Hochton
und Tiefmittelton neben einer groben Messung vor
allem auf meine Ohren verlassen und sehr viele Musikstücke
probegehört, bis ich mir endlich sicher war.
Die Konstruktion der Weiche hat dann Thomas
Herget nach meinen Angaben übernommen.
5.) Klang/Beurteilung
Die Box ist planmäßig einzusetzen als Topteil
einer aktiv getrennten PA und soll dort ab
200 Hz übernehmen. Denkbar sind aber auch tiefere
Trennungen, und bei etwas weniger Pegel ist die
Box auch als Stand-Alone verwendbar, bei weniger
Anspruch an den Tiefbass, denn der Beta8 hat genug
Hub. Bei wenig Pegel kann auch ein wenig Bass
hinzugegeben werden.
Zum Klangbild:
Insgesamt sehr dynamisch und sauber.
Keine Entzerrung nötig.
Sehr klare hohe Mitten und Höhen, dank des D51.
Druckvolle tiefe Mitten und hohe Reichweite.
Durch die horntypische Eigenschaft der gebündelten
Abstrahlung könnte man z.B. bei einer Gartenparty
die Nachbarn verschonen...
Gute Empfindlichkeit von ca. 104 dB/m bei 2,83 Volt.
RMS Belastbarkeit von gut 300 Watt und rechnerisch
ein Maximalpegel von knapp 130 dB.
Das Topteil harmoniert sehr gut mit schnellen
und kräftigen Bässen wie z.B. Basshörnern und
ist in der Lage, den hohen Druck im Übernahmebereich
nahtlos fortzuführen. Das Ergebnis ist
ein äußerst knackiger und durchsichtiger Klang,
von dem bisher jeder begeistert war. Ich möchte
hier noch kurz die Beurteilung anderer Zusammenfassen:
- Sehr natürlicher und brillianter Klang, mitunter
hält man wiedergegebene Stimmen im ersten Moment für real
- verzerrungsarmer Klang auch bei höchsten Lautstärken
- klingt sauberer und angenehmer als viele fertig
erhältlichen professionellen Systeme
- deutlich und diffenziert, gute Sprachverständlichkeit
bei Musik mit Gesang
- robuste und dennoch "leichte" Bauweise
Trotz der eiligen Planung und Konstruktion also ein
voller Erfolg !